Es ist als wärt ihr hier


3 Kinder tief in der Seele und nie vergessen

Autorin SHIMA -   ISBN 978-3-8391-9470-6

 

Die Namen aller Personen sind aus Datenschutzgründen Pseudonyme. Ebenso sind die zeitlichen Angaben verändert.

 

Inhaltsangabe

 

Da überlege ich hin und her, wie ich dieses Buch beginnen lassen kann-soll.

 

Es gibt so viele Möglichkeiten eine Einleitung zu schreiben, aber wie beginne ich am Treffendsten.

 

Mit „Es war einmal..“, nein , denn dies ist kein Märchenbuch. Es erzählt eine wahre Geschichte, meine Geschichte.

 

Meine Geschichte und das Leben mit meinen Kindern, genauer mit meinen 3 Sternenkindern.

 

Da und schon bin ich mittendrin in der Einleitung.

 

Am 05.11.2008 erreichte mich nachts um 21.45 Uhr folgende Nachricht.

 

„…tut mir leid das ich dir jetzt erst schreibe, aber ich
brauchte erst mal Zeit um selbst damit klar zu kommen
und die passenden Worte dafür zu finden, die passenden
Worte habe ich zwar immer noch nicht wirklich aber ich
versuche es einfach mal.
Wie du ja wusstest hatte Engel-M ja schon immer Probleme
mit den Nieren und mit dem Herz, sie
musste letzte Woche wieder ins Krankenhaus und musste
auch operiert werden, leider ist es nicht gut gelaufen,
es tut mir leid. Ich weiss echt nicht wie ich es sagen
soll, weil es mir auch verdammt weh tut, aber die Ärzte
haben alles versucht und konnten leider nichts mehr für
sie tun, ich hoffe du verstehst was ich dir sagen
möchte, es tut mir leid,…“

 

Engel-M, zwei Wochen vor ihrem ersten Geburtstag war ihr kurzes Erdendasein zu Ende, darüber aber irgendwann einmal eine eigene Geschichte.

Ihr Tod hat mein Leben völlig auf den Kopf gestellt und verändert.

Zunächst war die tiefe Trauer um ihren so frühen, für mich so sinnlosen Tod und immer mehr erwuchs daraus eine nie verarbeitete Traurigkeit über den Verlust meiner eigenen 3 Kinder.

 

Meine Sternengeburten liegen bis zu 25 Jahre zurück und geschahen zu einer Zeit, in der es eine würdige Verabschiedung für diese Kinder noch nicht gab.

Sie waren Wegwerfware, kamen in den Müll, man sprach nicht mehr drüber und das Leben ging weiter.

 

Für mich war dies nicht anders, wie für sehr viele Frauen auch.

Den Schmerz, der in unseren Seelen blieb, die Wunden, welche unsere Herzen erhielten mussten vernarben. Aber diese Narben schmerzten, schmerzten solange, bis sie sich irgendwann einen Weg suchten ihren Schmerz nach außen zu tragen und so war es auch bei mir.

 

Der Tod Engel-M kam für mich-unsere Familie zwar plötzlich, aber da sie von Geburt an schwer erkrankt war, war er voraussehbar. Nicht aber, diese Tiefe von Empfindungen, welche er auslöste.

Ich begab mich danach ziemlich schnell in die Obhut eines Trauerbegleiters. Hier hatte ich enormes Glück an einen Menschen zu gelangen, der über ein großes Know-how verfügte.

Ich sehe es heute als eine Fügung Gottes an, genau zu diesem Zeitpunkt diesem Menschen zu begegnen. Dabei war es doch ein großer Zufall.

Über den Dienstherrn meines Ehemannes, die Bundeswehr, informierte ich zunächst direkt aus meiner Verzweiflung heraus den Truppenpsychologen über den Tod von Engel-M. Da dies zu einem Zeitpunkt war, zu dem mein Mann sich dienstlich nicht am Standort befand und direkte Hilfe und Unterstützung seinerseits nicht ersichtlich war, bemühte dieser Mann sich direkt um ein Gespräch beim zuständigen Truppenpfarrer, den er selber noch nicht richtig kannte, da dieser erst 4 Wochen vorher seinen Dienst bei der Bundeswehr begonnen hatte.

Und so durfte ich bereits am nächsten Tag, in Begleitung des Truppenpsychologen mein erstes Zusammentreffen wahrnehmen.

Über den Truppenpfarrer selber erfuhr ich, dass er vor seiner Bundeswehrzeit, also ganz frisch, viele Jahre in der Notfallseelsorge gearbeitet und bei deren Aufbau tatkräftig mitgewirkt hatte und sich, unter anderem, mit der Traumatisierung von Frauen mit solchen Erlebnissen wie meiner befasst hatte und konfrontiert war.

 

Schon in den ersten Minuten spürte ich eine große Verbundenheit und so erzählte und vertraute ich ihm Dinge an, welche ich vorher nur sehr wenigen Auserwählten berichtet und teilweise noch nie erzählt hatte.

Er beobachtete mich während dieser ersten Trauerarbeit intensivst und ich werde den Satz nie vergessen, als er zu mir ziemlich schnell sagte „ …, der Tod ihrer Enkelin ist nur ein Teil ihrer Trauer, da schlummert noch viel mehr in Ihnen.“

Hiermit brach er in mir Dämme, von deren Kraft und Gewalt, welche dahinter lagen ich bis dahin kaum was erfasst hatte und welche sich in den nächsten Monaten massiv über mich ergießen sollten.

 

Nach ca. 2 Stunden Gespräch verabredeten wir ein erneutes Treffen und ich verließ den Raum mit einer großen Erleichterung und Spannung auf das nächste Treffen.

Von da an folgten viele weitere Treffen, welche von großen Gefühlsschwankungen, Ängsten und Erwartungen geprägt waren.

Für mich war schnell klar, dass hier mein „Seelenraum“ war, ein Platz, der nur mir gehörte, an dem ich loslassen und all meiner Trauer freien Lauf lassen konnte.

Ich begann zwischen den Terminen meine Kreativität wieder aufzunehmen und schrieb, malte und dichtete mir die Seele aus dem Leib.

 

Ich habe in unzähligen Aufzeichnungen, Briefen und Dokumenten versucht dieser Trauer Herr zu werden und daraus entstand dann dieses Buch.

Es berichtet von dieser Zeit mit all ihren Höhen und Tiefen.

 

Es zeigt den langsamen Zugang zu meinen 3 Sternenkindern auf, mit allen Ängsten, Schwankungen und „Entgleisungen“, aber auch ihrer Symbolisierung und Namengebung.

 

Es erzählt von der wundervollen, wenn auch schmerzhaften Entdeckung des „Engelstor“ und der „Engelswiesen“, an dem meine 3 Kinder nun ihren Gedenkplatz haben.

 

Nachwort – Danksagungen

 

Das Schreiben dieses Buches hat doch mehr Zeit in Anspruch genommen, wie ich zunächst dachte.

 

Es war nicht einfach nach so vielen Jahren des Seelenschweigens den Zugang zu meinen 3 Sternenkindern zu gelangen, aber die tiefe Seelenliebe die mich mit ihnen verbindet hat mich auf der ganzen Strecke begleitet und Erinnerungen und Gedanken an meine 3 Seelchen aufleben lassen.

In diesen Zeiten habe ich viel gemalt, Musik gehört, welche mich intuitiv mit Nela, Nangjala und Jakob verbindet.

 

Ich habe innerhalb der 1 ½ Jahre die die Recherchen, das Erarbeiten und Aufarbeiten benötigt haben viele Höhen und Tiefen erlebt, aber doch nicht den Blick auf mein Ziel verloren. Oft bedurfte es hierzu jedoch einiger Nachhilfe von kompetenten Menschen, die mich während mancher Entgleisung wieder auf die richtige Schiene geholfen haben.

 

Diesen Menschen gilt mein ganz tiefer Dank.

 

An allererster Stelle steht hier mein treuer Seelenbegleiter und Sternenkinderpate Lukas, dem ich besonders danke. In vielen Trauerbearbeitungsgesprächen haben er und ich intensive Arbeit geleistet und er hat mich zu immer wieder neuen Aufarbeiten motiviert und mir in den schwersten Stunden der Entgleisungen mit all seiner Kraft zur Seite gestanden.

Jetzt steht noch die Gedenkfeier für meine 3 Sternchen an, bei der auch er als Sternenpate und Seelenbegleiter an meiner Seite steht.

 

Auch tiefen Dank möchte ich Markus zollen, der mir durch viele mutmachende Worte, aber auch realistischen Einschätzungen den oft von mir verlorenen Bezug zum Hier und Jetzt zurück gab und dabei auch viele Geduld bewies.

 

Danke an meinen Mann und meine 3 Kinder an meiner Seite, die mit mir zusammen dieses Projekt Buch stützen und dabei in manchen Stunden auf ihre Mutter, Partnerin, so wie sie sonst kennen verzichten mussten.

 

Danke an Evelyn, die uns auch hier mit einem Teil ihrer Geschichte teilhaben lässt.

Wir haben im Laufe der Zeit so manche aufbauenden Momente miteinander verlebt und uns gegenseitig oft Mut gemacht.

 

Danke an die vielen anderen Sternenkindereltern, welche in den letzten 1 ½ Jahren kennenlernen durfte und deren Schicksale, jedes Einzelne für sich, mich hat großen Anteil nehmen lassen.

Wir alle sind uns gegenseitig eine große Stütze.

 

Danke an die beiden Trauergruppen für Sternenkinder, denen ich beiwohne und die mir in Momenten wo es im täglichen Alltag oft hektisch war mir meinen ganz individuellen Raum und Zeit für Nela, Nangijala, Jakob gaben.

 

Danke an meinen Therapeuten, welcher für meine Seele und ihre Bedürfnisse Raum und Zeit hat.

 

Und danke an all meine Freunde und Bekannte, welche ich hier nicht namentlich alle erwähnen kann.

Schön, dass es euch gibt.

 

In den letzten 1 ½ Jahren hat sich innerhalb meines Lebens viel verändert und das meine 3 Sternenkinder nun in mein Leben integriert wurden und kein Tabuthema mehr sein müssen, ich an ihre Gedenkstätte fahren kann wann und wie ich das Bedürfnis habe macht mich stark und froh.

 

Ich hoffe, dass ich mit meinem Buch viele Menschen erreiche innerhalb unserer Gesellschaft für die das Thema Sternenkinder ein Tabuthema ist,

aber vor allem an die Frauen, welche wie ich jahrelang tief verschlossen in ihrem Herzen und Seelen nur für sich ihre Trauer trugen und doch nie zur Ruhe kamen.

Ihr alle habt ein Recht auf eure Trauer und versteckt sie nicht.